• Archiv

  • Kalender

    Mai 2024
    M D M D F S S
     12345
    6789101112
    13141516171819
    20212223242526
    2728293031  
  • Kategorien

ANZAC Day

flagbottom2Am 25. April 1915 landeten auf der Halbinsel Gallipoli vor der kleinasiatischen Küste neben französischen und britischen Truppen etwa 30 000 Soldaten der Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC). Ziel war die Errichtung eines Brückenkopfs zur Eroberung der Haupstadt Konstantinopel/Istanbul. Vorausgegangen waren diverse Angriffe von Schiffen der Allierten. Die gesamte Operation endete, ähnlich wie an der Westfront, in einem Stellungskrieg ohne entscheidende Erfolge, jedoch mit enormen Verlusten für beide Seiten. Im Winter 1915/16 wurden die alliierten Truppen schließlich abgezogen – die Bilanz: Insgesamt etwa 400 000 Verletzte und 100 000 Tote auf beiden Seiten.

Unter Kontrolle einer deutschen Militärmission war einer der Kommandeure der osmanischen Truppen der spätere Staatsgründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk. Auf  Seiten der Entente-Mächte hatte Großbritannien den Oberbefehl inne – und obwohl weit mehr britische als australische und neuseeländische Soldaten starben bzw. verletzt wurden, sorgt das auch heute noch für den Mythos, dass in erster Linie die ANZACs auf Gallipoli als Kanonenfutter benutzt wurden.

Seit 1916 jedenfalls wird der Jahrestag als der australische Nationalfeiertag begangen – und Gallipoli wird als einer der wichtigsten, wenn nicht als der wichtigste historische Beitrag zur Formierung einer nationalen Identität des weißen Mainstream- Australiens. Nach zunehmender Kritik am ANZAC-Day (wo nicht nur der Toten vergangener Kriege gedacht wird, sondern auch die australischen Soldaten der Gegenwart gefeiert werden) aufgrund der Beteiligung Australiens im Vietnamkrieg in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nimmt die Bereitschaft, die Beteiligung von ANZACs in militärischen Konflikten an diesem Feiertag zu „würdigen“, in den letzten Jahren wieder zu.

Und auch der seit Ende 2007 amtierende Premierminister der Labour Party, Kevin Rudd, hält Gallipoli für einen existenziellen Beitrag der australischen Identität: „That’s part of our national consciousness, it’s part of our national psyche, it’s part of our national identity, and I, for one, as Prime Minister of the country, am absolutely proud of it,“ sagte er einer Meldung des Australian zufolge.

Da das Ganze so bedeutend für (viele) Australier ist, hab ich mir dann auch mal die ANZAC Parade hier in der Stadt angesehen. Erstaunlich war für mich tatsächlich vor allem, dass keinerlei Kritik wahrnehmbar war. Und das, obwohl neben Soldaten in historischen Kostümen, die den eigentlichen Anlass des Feiertags personifizierten, auch Veteranen aus Vietnam mitmarschierten – und Vertreter aktueller Operationen mit australischer Beteiligung, beispielsweise im Irak.

Wie auch immer – beeindruckend war die Parade durchaus.

Hier eine kleine Dia-Show (weiter unten gibt’s die Bilder auch noch einzeln):