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UQ: Zwischenbilanz

Das eigentliche Semester, sprich: die Vorlesungszeit nähert sich ihrem Ende – Zeit für eine kleine, vorläufige Bilanz.

Die aus meinen unreflektierten Vorurteilen sowie von den Berichten anderer Leute gespeiste Annahme, dass die Lehre hier an der Uni in mancherlei Hinsicht von dem abweicht, was ich aus Deutschland kenne, hat sich durchaus bestätigt. In den ersten Wochen an der UQ war ich sehr beeindruckt – insbesondere von den Rahmenbedingungen des Studierens:  ein schöner Campus, gute technische Ausstattung in Hörsälen und Bibliothek, reichhaltige Service -und Sportangebote.

Die Studiererei selbst ist doch sehr verschult, insbesondere im Vergleich zu den nicht ‚modularisierten‘ Zeiten bei uns: Viele der angebotenen Kurse sind standardisiert und werden in jedem Semester von verschiedenen DozentInnen  angeboten – was Vorteile hat bei der Vorbereitung auf Klausuren (es gibt eine Datenbank, in der man letztere aus vergangenen Semestern abrufen kann), allerdings gelegentlich auch den Eindruck einer gewissen „Fließbandlehre“ macht. In den Tutorien, die zu jeder Vorlesung angeboten werden, wird – zumindest in den Kursen, die ich absolviere – tendenziell eher Faktenwissen abgefragt als diskutiert. Mündliche Präsentationen der Studierenden gab es nur in einer Veranstaltung. Ein Ergebnis des großen inhaltlichen Umfangs mancher Kurse ist auch – neben einem enormen permanenten „Workload“ – das Prinzip „Breite statt Tiefe“. Um sich näher mit einzelnen Aspekten zu beschäftigen oder mal ein Buch abseits des Kurscurriculums zu lesen, fehlt häufig schlicht die Zeit – es gab kaum eine Woche, in der nicht eine oder gar mehrere schriftliche Arbeiten abgeliefert werden mussten. Bei mir sind es in vier Kursen insgesamt 13 Essays oder sonstige schriftliche Leistungen, eine Präsentation und drei Klausuren. Allerdings ist der Workload auch stark davon abhängig, in welchem Fachbereich und was genau man studiert, wie ich inzwischen von anderen Studierenden erfahren konnte.

Für die Lehrenden selbst gilt aus meiner Sicht das Gleiche wie bei uns auch: Einiges an Licht, aber auch große Schatten… 🙂  Während es auf der einen Seite sehr engagierte, begeisternde und/oder kreative DozentInnen gibt, die in der Lage sind, auch komplizierte Sachverhalte einleuchtend zu erklären, ohne zu vereinfachen, habe ich auf der anderen Seite nicht wenige Vorlesungen erlebt, in denen diese Bezeichnung noch wörtlich genommen wurde und vorbereite Skripte schlicht abgelesen wurden – ohne jedwede Visualisierung oder sonstige Veranschaulichung (alternativ mit Bleiwüsten auf Powerpoint-Folien).

Mit Blick auf diese Erfahrungen ist mir jedenfalls endgültig klar geworden, dass die immer populärer werdenden Uni-‚Rankings‘ – mal ganz davon abgesehen, dass sie auch das Resultat eines fragwürdigen Bildungsverständnisses sind –  nur wenig aussagen über die tatsächliche Qualität der Lehre an einer Hochschule. Die Frankfurter Uni ist, in diesem Licht betrachtet, gar nicht schlecht…

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